Vestiges

Georgia Creimer, 2014

2011 habe ich das erste „Pissbild“ mit meinen i-Phone fotografiert. Dieses Bild und alle anderen Bilder, die danach kamen, zeigten hauptsächlich unterschiedliche Spuren von Hundepisse auf Gehwegen von Wien.

Als ich angefangen habe sie zu fotografieren, waren sie absichtslose Notizen, die leicht und „unumständlich“ mit dem i-Phone gemacht werden konnten. Durch die Wiederholung dieser Tätigkeit und das ständige „nach unten Schauen“ bin ich in eine Art fiktive Welt eingetreten, wo mein Blick immer mehr geschärft wurde um bestimmte Spuren zu finden.

Ich habe angefangen in diesen Freien Formen eine Art „Abdruck von etwas“ zu sehen, das wie eine codierte Sprache, eine Art Zuffalls-Grafitti eine Botschaft zu hinterlassen versuchte.
Nicht nur die Pissflecken, aber auch ihre Beziehung zum asphaltierten Boden, mit seinen Fugen, Stufen, Markierungen und sonstigen Spuren hatten für mich etwas, das an Kunst erinnerte: grafische Abstraktionen, malerische Lasierungen, potenzielle Skulpturen. Die Farbe in der Malerei fasziniert auch durch die Tatsache, daß sie letzendlich nichts anderes als „Dreck“ ist. Aus etwas schmutziger Materie können wundabare Dinge entstehen.

Gleichzeitig evoziert  die Tatsache, daß diese Spuren von Tieren kamen, die trotz ihres domestizierten Daseinszustandes in der Stadt doch für das Wilde und Lebendige stehen,  einen starken Kontrast zum „asphaltierten Boden“, der die darunterliegende Erde abdichtet, ebnet und quasi tötet - Natur und Kultur auf Kriegsfuß.

Die Ästhetik der i-Phone Camera spielt auch eine wesentliche Rolle in der Art wie diese Bilder wahrgenommen werden. Sie wirken durch ihre Falschfarben abstrakt, so als wären sie koloriert worden und verweisen damit nochmals auf das Thema der Malerei.