O.T. (für Leopoldina) / Georgia Creimer, 2022

eine Installation im Porzellanmuseum im Augarten, im Rahmen der Ausstellung "LEOPOLDINA. Furchtlos nach Rio" kuratiert von Dr. Claudia Lehner-Jobst

 

Mein Projekt ist eine In Situ Arbeit, das heißt, dass die Installation für den speziellen Raum des Porzellanmuseums konzipiert wurde. Mit dem Wort Raum meine ich hier sowohl die architektonische Situation und die Funktion des Porzellanmuseums, wie auch den Ort des Geschehens und seine historische Aufladung: genau an diesem Ort saß vor über 200 Jahren die Erzherzogin Maria Leopoldine von Österreich (1797-1826) und wurde gleichzeitig gefeiert und verabschiedet.

Im heutigen Porzellanmuseumsraum stand in jener Nacht die kaiserliche Tafel, an der sie mit ihrer Familie speiste – ein Abschiedsfest nachdem Leopoldine mit dem portugiesischen, in Brasilien regierenden Thronfolger Dom Pedro, per procurationem in Wien verheiratet wurde und bevor sie 82 Tage lang mit dem Schiff nach Rio de Janeiro reiste.

Ich wurde gebeten eine Arbeit zu machen, die sich mit Leopoldine aus einer psychologischen Sicht und Empfindung beschäftigt. Und zwar bezugnehmend auf diesen speziellen Abend, an dem spätestens für sie klar geworden sein musste, dass sie ihre bisherige Welt für immer verlassen und in ein neues, für sie unbekanntes Land übers Meer reisen würde.

Diese Tatsache wirkte für mich als eine starke Metapher für eine besondere „Coming of Age“ Thematik: Eine junge Frau sieht sich konfrontiert mit ihrer Selbstfindung, ihrer Identität und Emanzipation ...

Auf eine große, linsenförmig-ovale Platte, die halb schräg und gekippt im Raum steht bzw hängt, wird ein Film projiziert. Man sieht eine junge Frau, die ihre flüssige und fließende Umgebung zu erkunden scheint. Ihre Bewegungen haben etwas von einer somatischen Intelligenz. Sie ist wie in Trance und strahlt starke Sensibilität aus.

Die ovale Form mit der Figur und das kristallin schimmernde Muster des Wassers erinnern an eine überdimensionierte Kamee. Die instabile Position der ovalen Fläche wirkt, als wäre sie im Begriff, sich zu heben und in die Luft aufzusteigen. Die weibliche Figur scheint gleichzeitig zu schwimmen und zu fliegen.